Warum Obstbäume schneiden?
Obstbäume sind Kulturpflanzen. Bei Zucht und Auslese hatten die Menschen immer in erster Linie Ertrag und Fruchtgröße im Blick. Die wilden Vorfahren unserer heutigen Kultursorten mußten niemals diese Fruchtlasten tragen, die unsere Obstbäume heute erbringen. Wenn daher nicht durch sorgfälltige Kronenerziehung ein tragfähiges Gerüst aufgebaut wird, passiert häufig das:
Bei diesem jungen Apfel-Hochstamm ist die Stammmitte unter der Last des ersten Vollertrags abgebrochen. Die Leitäste, die doch eigentlich ein ganzes Baumleben lang erhalten bleiben sollten, sind abgekippt und damit verloren. Auf ihrer Oberseite haben sich neue, einjährige Jungtriebe gebildet, aus denen nun erst mühsam und langwierig eine neue Krone aufgebaut werden muss.
Weitere Gründe für eine regelmäßige Pflege:
- Qualitativ höherwertigeres Obst durch mehr Sonneneinfall in eine
gut durchlüftete Krone (weniger Schattenfrüchte) - Regelmäßiges Schneiden bewirkt ein Gleichgewicht
zwischen Wachsen und Fruchten und vermindert somit Alternanz. - Weniger Probleme mit Schorfbefall und anderen Pilzerkrankungen,
weil eine gut gepflegte Krone schneller abtrocknet - Konsequentes Entfernen von mit Obstbaumkrebs oder Monilia befallenen
Ästen reduziert den Befallsdruck auch für umstehende Bäume - Bei regelmäßiger Obstbaumpflege erkennt man Mistelbefall frühzeitig
und kann die befallenen Äste ausschneiden - Regelmäßiges Schneiden vitalisiert den Baum und wirkt einem
vorzeitigen Vergreisen entgegen - Gepflegte Bäume mit einem tragfähigen Gerüst sind leichter zu beernten,
und die Unfallgefahr ist geringer - Und am wichtigsten: Gut gepflegte Bäume machen dem Besitzer Freude!
„Ein gepflegter und gehüteter Baum trägt durch die gute Sorge seines Besitzers
seine Frucht zur rechten Zeit, wie man es von ihm erwartet.“
Juan de la Cruz (1542 – 1591), spanischer Mystiker, Karmelitenpater und Kirchenvater